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Verlust des Geruchssinns bei Erkältung

Die Beeinträchtigung des Geruchs- und Geschmackssinns, obwohl im Allgemeinen nicht lebensbedrohlich, erfährt von medizinischer Seite oft nur wenig Beachtung. Nichtsdestotrotz vermögen solche Defizite die Lebensqualität erheblich zu mindern, da die Betroffenen die Freuden von Speisen, Getränken und angenehmen Düften nicht mehr vollauf genießen können. Ferner sind die Individuen nicht mehr in der Lage, potenziell gefährliche Chemikalien oder Gase zu erkennen, was zu gravierenden Konsequenzen führen kann. Gelegentlich kann sich hinter einer solchen sensorischen Störung eine ernsthafte Erkrankung, beispielsweise ein Tumor, verbergen.

Der Geruchs- und Geschmackssinn sind aufs Innigste miteinander verknüpft. Während die Geschmacksknospen auf der Zunge die grundlegenden Geschmacksrichtungen differenzieren, registrieren die Geruchsrezeptoren in der Nase unterschiedliche Düfte. Beide sensorischen Eindrücke werden gemeinsam an das Gehirn weitergeleitet, welches sie miteinander kombiniert und somit die Aromen erkennt und einordnet. Bestimmte Geschmacksempfindungen, wie etwa salzig, bitter, süß und sauer, können auch ohne die Assistenz des Geruchssinns identifiziert werden. Bei komplexeren Geschmacksnuancen, wie beispielsweise dem Aroma von Himbeeren, sind jedoch beide Sinne für die vollständige Wahrnehmung unerlässlich.

Ein partieller (Hyposmie) oder vollständiger Verlust des Geruchsvermögens (Anosmie) stellt die gängigste Form der Geruchs- und Geschmacksbeeinträchtigung dar. Da die Differenzierung von Aromen primär über den Geruchssinn erfolgt, nehmen die meisten Betroffenen das Ausmaß ihres eingeschränkten Geruchsvermögens oft erst dann wahr, wenn ihnen Speisen plötzlich fade erscheinen.

Die Fähigkeit zur Wahrnehmung von Gerüchen kann durch verschiedene Faktoren beeinträchtigt werden, welche die Nase, die von der Nase zum Gehirn führenden Nervenbahnen oder das Gehirn selbst betreffen. Sind die Nasengänge beispielsweise durch eine gewöhnliche Erkältung verstopft, wird der Geruchssinn mutmaßlich nur deshalb geschwächt, weil die Duftmoleküle die eigentlichen Geruchsrezeptoren - spezialisierte Nervenzellen in der Nasenschleimhaut - nicht erreichen können. Da das Riechen den Geschmack maßgeblich beeinflusst, empfinden zahlreiche Patienten während einer Erkältung die Nahrung als geschmacksneutral. Spezielle Geruchsrezeptoren können temporär durch Influenzaviren (Grippeviren) geschädigt werden. Manche Menschen sind im Anschluss an eine Grippe über mehrere Tage oder sogar Wochen hinweg nicht in der Lage zu riechen oder zu schmecken. In seltenen Fällen kann dieser Verlust von Dauer sein. Ein abruptes Abhandenkommen des Geruchssinns kann ebenfalls ein frühes Anzeichen von COVID-19 sein, einer akuten, potenziell schweren Atemwegserkrankung, die durch das Coronavirus SARS-CoV-2 verursacht wird. (Siehe auch: Verlust des Geruchssinns).

Eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Gerüchen (Hyperosmie) tritt wesentlich seltener auf als der Verlust des Geruchssinns. Insbesondere schwangere Frauen zeigen oft eine gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber Düften. Eine Hyperosmie kann auch psychosomatische Ursachen haben, wobei die Betroffenen dann keine offensichtliche körperliche Erkrankung aufweisen. Eine solche psychosomatische Hyperosmie entwickelt sich häufiger bei Personen mit einer histrionischen Persönlichkeitsstörung, die durch ein permanentes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und theatralisches Verhalten gekennzeichnet ist.

Einige Krankheitszustände können die Geruchswahrnehmung verzerren, sodass eigentlich harmlose Gerüche als unangenehm empfunden werden; eine solche Störung wird als Dysosmie bezeichnet. Zu den Erkrankungen, die Dysosmie hervorrufen können, zählen:

  • Entzündungen der Nasennebenhöhlen

  • Partielle Beschädigung der Riechnerven

  • Ungenügende Mundhygiene

  • Infektionen im Mundraum

  • Depressive Zustände

  • Hepatitis-Erkrankungen, die Dysosmie auslösen und somit dazu führen, dass sonst neutrale Gerüche Übelkeit verursachen

  • Mangelernährung

Sofern epileptische Anfälle ihren Ursprung im Bereich des Temporallappens haben - jener Gehirnregion, wo Geruchserinnerungen abgespeichert sind -, kann es zu kurzen, intensiven und als unangenehm empfundenen Geruchswahrnehmungen (Geruchshalluzinationen) kommen. Diese Gerüche sind Teil des ausgeprägten Gefühls, das einem Anfall vorausgeht (sogenannte Aura), und resultieren nicht aus einer Beeinträchtigung des Geruchssinns selbst. Hirninfektionen, wie beispielsweise durch Herpesviren (Herpes-Enzephalitis), können ebenfalls Geruchshalluzinationen zur Folge haben.

Eine reduzierte Geschmackswahrnehmung (Hypogeusie) oder deren gänzlicher Verlust (Ageusie) ist häufig eine Konsequenz von Erkrankungen, die primär die Zunge betreffen und typischerweise zu einem extrem trockenen Mund führen. Solche Krankheitsbilder oder Zustände umfassen das Sjögren-Syndrom, starkes Rauchen (insbesondere von Pfeifen), Strahlentherapien im Kopf- und Halsbereich, Dehydratation sowie die Einnahme bestimmter Medikamente, darunter Antihistaminika und das Antidepressivum Amitriptylin.

Eine unzureichende Nährstoffversorgung, wie beispielsweise verringerte Zink-, Kupfer- und Nickelwerte, kann sowohl die Geschmacks- als auch die Geruchsempfindungen beeinträchtigen. Ein plötzlicher Verlust des Geruchssinns kann als frühes Indiz für COVID-19 dienen.

Bei der Bell-Lähmung, einer Erkrankung, die eine einseitige Gesichtslähmung hervorruft, ist der Geschmackssinn oft auf den vorderen zwei Dritteln der Zunge auf der betroffenen Seite beeinträchtigt. Dieser Geschmacksverlust bleibt jedoch häufig unbemerkt, da die Geschmacksempfindung auf den übrigen Zungenbereichen normal oder sogar gesteigert ist.

Zungenverbrennungen können die Geschmacksknospen vorübergehend schädigen. Neurologische Störungen wie Depressionen und Krampfanfälle können die Geschmackswahrnehmung ebenfalls negativ beeinflussen.

Geschmacksstörungen, auch Dysgeusie genannt, können durch Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) oder durch viele der Faktoren verursacht werden, die auch zu einem Verlust des Geschmackssinns führen. Dazu gehören beispielsweise depressive Episoden und Schlaganfälle. Die Art und Weise, wie wir Geschmack wahrnehmen, kann durch spezifische Medikamente verändert werden, unter anderem durch:

  • Antibiotika

  • Antiepileptika

  • Antidepressiva

  • Bestimmte Präparate zur Krebsbehandlung (Chemotherapeutika)

  • Diuretika

  • Medikamente zur Behandlung von rheumatoider Arthritis

  • Präparate zur Schilddrüsenregulierung

Der Geschmack wird durch die Prüfung auf süße (Zucker), saure (Zitronensaft), salzige (Salz) und bittere (Aspirin, Chinin, Aloe) Substanzen evaluiert.