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Cephalgie, Nausea und Emesis

Das Krankheitsbild der Meningokokken-Erkrankung

Meningokokken sind fähig, eine Meningitis - sprich eine Entzündung der Häute, welche das Gehirn und Rückenmark umgeben (Meningen) - oder aber eine Sepsis (Blutvergiftung) hervorzurufen. Beide Formen der Krankheit können simultan auftreten; in diesem Fall nimmt der Krankheitsverlauf eine besonders ernste Wendung. Bei schätzungsweise zwei Dritteln sämtlicher Patienten manifestieren sich invasive Meningokokken-Erkrankungen als Meningitis, während rund ein Drittel der Betroffenen eine Blutvergiftung (Sepsis) erleidet.

Drei Verlaufsphasen der Infektion

Eine invasive Infektion mit Meningokokken durchläuft gewöhnlich drei definierte Stadien:

In der Initialphase (Inkubationszeit) proliferieren die Krankheitserreger in spezifischen Lymphknoten, welche zumeist im Nahbereich der Eintrittspforte (dem Nasen-Rachen-Raum) lokalisiert sind - dieser Abschnitt verläuft meist ohne jedwede Beschwerden. Erst wenn die Erreger beginnen, den gesamten Organismus zu infiltrieren, treten erste unspezifische Symptome wie ein Nachlassen der Vitalität, Müdigkeit, Fieber und Kopfschmerzen auf; dies kennzeichnet das Vorläuferstadium. Kommt es dabei zu einer rapiden Proliferation der Pathogene im Blutkreislauf, so besteht für das infizierte Individuum ein erhebliches Risiko einer Sepsis (Blutvergiftung), welche bis zu einem lebensbedrohlichen septischen Schock fortschreiten kann. Im dritten Stadium befallen die pathogenen Keime die inneren Organe, wodurch die nachfolgenden, typischen Krankheitszeichen induziert werden.

Charakteristische Anzeichen einer bakteriellen Meningitis

Im Falle einer bakteriell bedingten Meningitis können unspezifische, an Grippe erinnernde Symptome in Erscheinung treten. Wesentliche Indikatoren einer Meningitis sind Fieber, eine ausgeprägte Nackensteifigkeit und außerordentlich heftige Kopfschmerzen. Dabei ist es von Bedeutung zu realisieren, dass sich die Symptomatiken bei Säuglingen und Kleinkindern von jenen bei Adoleszenten und Erwachsenen deutlich unterscheiden können. Überdies entwickeln sich eindeutige Kennzeichen wie die Nackenrigidität häufig erst im weiteren Verlauf des Krankheitsgeschehens. Bei sehr jungen Kindern (Säuglingen) kann dieses Symptom (die Nackensteifigkeit) sogar gänzlich ausbleiben.

Kennzeichnend für Meningokokken-Erkrankungen ist ein zumeist unspezifischer Beginn des Krankheitsbildes - initiale Symptome können Cephalgien (Kopfschmerzen), Nausea (Übelkeit) oder eine allgemeine Abgeschlagenheit sein. Eine zuverlässige Diagnosestellung in dieser frühen Phase ist praktisch nicht machbar. Die Inkubationsperiode kann einen Zeitraum von etwa vierundzwanzig Stunden bis hin zu zehn Tagen umfassen, wobei sie üblicherweise drei bis vier Tage beträgt. Danach kann die Erkrankung allerdings äußerst rasch voranschreiten und binnen weniger Stunden zur vollständigen Ausprägung einer Meningitis oder einer Sepsis führen.

Symptome bei Adoleszenten und erwachsenen Personen

Jugendliche und erwachsene Individuen leiden bei einer Meningitis unter Pyrexie (hohem Fieber) und progressiv schlimmer werdenden, bald unerträglichen Kopfschmerzen. Eine manifeste Nackenrigidität (Nackensteifigkeit) manifestiert sich meist in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium. Zusätzlich treten Photophobie (Lichtscheue), Lethargie, Desorientierung, Arthralgien (Gelenkschmerzen) sowie mitunter Nausea und Emesis (Erbrechen) auf. Gelegentlich können auch Konvulsionen (Krampfanfälle) in Erscheinung treten. Bei Senioren besteht die Gefahr, eine Meningitis fälschlicherweise als zerebralen Insult (Schlaganfall) oder einen fieberbedingten Verwirrtheitszustand zu interpretieren. Besonders wenn zusätzliche Komorbiditäten vorliegen, sind ältere Menschen einem erhöhten Risiko ausgesetzt.

Spezifika bei Kindern

Säuglinge (Babys) zeigen oft Fieber, manchmal sind auch kalte Extremitäten (Hände und Füße) sowie Inappetenz (Appetitlosigkeit) zu beobachten. Auch Diarrhoe (Durchfall) und Erbrechen können vorkommen. Hinzu kommt oft ein hohes, schrilles Weinen oder Jammern sowie eine deutliche Abneigung gegenüber Berührungen. Die bei älteren Kindern präsente Nackensteifigkeit ist bei Babys oft nur mit großer Mühe feststellbar. Die Fontanelle (die Knochenlücke am kindlichen Schädel, welche von weichem Bindegewebe bedeckt ist) kann sich bei einer Meningitis leicht nach außen vorwölben oder verhärten, während sie bei gesunden Kindern typischerweise eher nach innen gewölbt ist. Bei dem geringsten Anzeichen einer Meningitis sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden. Wenn die kleinen Patienten einen apathischen Zustand annehmen, nicht mehr auf Reize reagieren und nur schwer zu erwecken sind, sollten in jedem Fall die Alarmglocken läuten, zumal sich ihr Zustand meist rapide (sehr schnell) verschlechtert.

Kardinalsymptome einer Sepsis (Blutvergiftung)

Kennzeichen einer Sepsis (Blutvergiftung) sind ein purpurfarbener Hautausschlag (der durch eine gesteigerte Permeabilität der Blutgefäße und daraus resultierende Einblutungen in die Haut, die sogenannten Petechien, entsteht), Gliederschmerzen, kühle Hände und Füße, Pyrexie (Fieber) und eine allgemeine Abgeschlagenheit. Analog zur Nackensteifigkeit manifestiert sich auch der charakteristische Exanthem (Ausschlag) nicht zu Beginn, sondern erst im weiteren Verlauf des Krankheitsgeschehens. Bei einer Meningokokken-Sepsis kann es im fortgeschrittenen Stadium zudem zu einem Kollaps des kardiovaskulären Systems und einem Multiorganversagen kommen (Details hierzu unter Komplikationen).

Septische Hauteinblutungen können an jeder Körperstelle ihren Ursprung nehmen und sich zügig zu frisch erscheinenden Hämatomen (landläufig als blaue Flecken bekannt) ausweiten. Die Integumente (Haut) und die Extremitäten (Füße und Zehen, Hände und Finger) zeigen eine besondere Anfälligkeit für eine durch Meningokokken verursachte Sepsis. Dabei kann Gewebe nekrotisch werden (absterben), insbesondere wenn es seiner Nährstoffe beraubt und den bakteriellen Toxinen (Bakteriengiften) ausgesetzt ist. Um das abgestorbene dermale Gewebe zu substituieren und weitere Läsionen zu verhindern, können unter Umständen Hauttransplantate erforderlich werden. Im ungünstigsten Szenario kommt es zur Entwicklung einer sogenannten Gangrän (auch Wundbrand oder Gewebezerfall genannt) - einer Austrocknung und Retraktion des nekrotischen Gewebes infolge massiven Wasserverlustes. Die Gangrän präsentiert sich äußerlich als schwärzliche, lederartig anmutende Mumifikation. In manchen Fällen bleibt dann als einzige Option lediglich die Amputation eines betroffenen Fingers oder sogar ganzer Gliedmaßen. Demzufolge kann eine Sepsis (Blutvergiftung) zum Absterben von Körperteilen, aber auch von inneren Organen führen. Eine besonders schwer verlaufende Form des septischen Schocks, gekennzeichnet durch massive Einblutungen und eine extrem hohe Mortalitätsrate, ist das Waterhouse-Friderichsen-Syndrom.