ADAC-Fahrradprüfung in der Grundschule
Ist die Radfahrprüfung für Schüler obligatorisch?
Von Murat Kilinc
Letzte Aktualisierung: 10. August 2025
Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten
Verkehrserziehung mit dem Rad in der Schule
Damit Kinder sicher am Straßenverkehr teilnehmen können, ist es unerlässlich, dass sie die richtigen Verhaltensweisen und Verkehrsregeln verinnerlichen. Dieses Wissen wird ihnen durch die Verkehrserziehung nähergebracht.
Um die Eltern bei der Vermittlung dieser elementaren Informationen zu unterstützen, ist die Verkehrserziehung in der Grundschule ein fächer- und jahrgangsübergreifendes Element im Lehrplan. Ein Höhepunkt für viele Schüler ist die Fahrradprüfung in der 4. Klasse.
Im nachfolgenden Ratgeber erhalten Sie Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um den Fahrradführerschein: Welches Wissen wird im Rahmen der Radfahrprüfung vermittelt und wie bereite ich mein Kind optimal vor?
FAQ: Fahrradprüfung
In den meisten Schulen ist die Fahrradprüfung ein fester Bestandteil der Verkehrserziehung und wird üblicherweise in der vierten Klasse durchgeführt.
Einige Beispielfragen haben wir Ihnen hier zusammengestellt.
Ja, denn hierbei handelt es sich nicht um eine tatsächliche Fahrerlaubnis. Der Fahrradführerschein hat eher symbolischen Charakter.
Warum ist die Fahrradprüfung in der Grundschule wichtig?
Für viele Kinder ist das Fahrrad das erste Fortbewegungsmittel, mit dem sie selbstständig am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen. Damit es dabei nicht zu schweren Unfällen kommt, ist es wichtig, dass sie im geschützten Raum &8211; oftmals dem Schulhof oder einer Jugendverkehrsschule (JVS) &8211; ihre Fähigkeiten auf dem Rad erproben und weiterentwickeln.
Die Verkehrserziehung mit dem Fahrrad sieht durch die Radfahrprüfung in der Grundschule eine Ausbildung sowohl in Theorie als auch Praxis vor. Dabei wird den Kindern neben dem Wissen über die Verkehrsregeln auch die Beherrschung des Zweirads beigebracht.
Wichtig! Schon vor der Fahrradprüfung in der Schule sollte Ihr Kind den Umgang mit dem Fahrrad üben und sicher darauf fahren können. Nur so ist eine aktive Teilnahme am Unterricht gewährleistet.
Der ADAC empfiehlt, Kinder erst nach der Fahrradprüfung alleine mit dem Rad am Straßenverkehr teilnehmen zu lassen, beispielsweise für den Schulweg. Der Grund dafür liegt in der geistigen und körperlichen Entwicklung von Kindern. Denn erst ab dem 10. Lebensjahr ist ein Kind im Durchschnitt in der Lage, die komplexen sowie parallelen Abläufe wahrzunehmen und angemessen zu reagieren.
Fahrradprüfung in der Grundschule: Welche Lerninhalte werden vermittelt?
Der Fahrradführerschein in der Grundschule setzt sich aus den folgenden drei Bereichen zusammen:
- Theoretische Ausbildung
- Praktische Ausbildung
- Prüfung
Der theoretische Unterricht findet in der Schule statt. Dort vermittelt der Lehrer elementare Regeln für die Teilnahme am Straßenverkehr. Im Unterricht werden unter anderem die Bedeutung der verschiedenen Verkehrsschilder, die Kinder kennen sollten, sowie die Regelungen zu Abstand, Vorfahrt und Abbiegen thematisiert.
Ebenfalls Teil des Lehrplans für die Radfahrprüfung der 4. Klasse ist die Relevanz des Fahrradhelms und die Sichtbarkeit bei Dunkelheit oder schlechtem Wetter. Zusätzlich werden die Schüler für die Gefahren des toten Winkels, die Merkmale eines sicheren Fahrrads und die Grundlagen der Ersten Hilfe geschult.
Für die Radfahrprüfung üben &8211; Welche Fertigkeiten werden gefordert?
Unter der Aufsicht geschulter Polizeibeamter findet die praktische Anwendung des erlernten Wissens statt. In der Regel erfolgt die fahrpraktische Ausbildung auf dem Schulhof, in der JVS und im öffentlichen Straßenverkehr.
Für jeden Ort ist ein spezifisches Training vorgesehen:
- Schulhof:
Auf dem Schulhof finden vor allem Übungen zur Förderung von Konzentration und Geschicklichkeit statt. Das Ziel ist die Erhöhung der Sicherheit im Umgang mit dem Rad. - Jugendverkehrsschule:
In der JVS können die Schüler auf einem Parcours verkehrsbezogene Übungen absolvieren. Dabei kann die JVS entweder eine stationäre Einrichtung vor Ort oder ein mobiler Aufbau sein. Der aufgebaute Kurs dient als Vorbereitung auf die Teilnahme am Straßenverkehr. - Straßenverkehr:
In den meisten Bundesländern gehört zum Ende der Ausbildung für die Fahrradprüfung auch ein Ausflug in den Straßenverkehr. Unter der Beobachtung der Betreuer proben die Kinder alltägliche Situationen.
Bei der Fahrradprüfung üben die Kinder die Umsetzung der Verkehrsregeln. Schulhof und Jugendverkehrsschule bieten insbesondere am Anfang der Ausbildung ausreichend Schutz, sodass die Schüler durch ihre Erfahrungen eigene Antworten auf zentrale Fragen finden: Wie verhalte ich mich, wenn „Rechts-vor-links' gilt? Wann und wie stark muss ich bremsen, um einen Zusammenstoß zu verhindern? Wie signalisiere ich einen Spurwechsel? Und wie reagiere ich auf verschiedene Verkehrszeichen?
Durch die praktischen Übungen werden auch das Reaktionsvermögen und das vorausschauende Denken trainiert. Denn nur so lassen sich Unfälle vermeiden.
Training für die Fahrradprüfung
Um die Verkehrssicherheit auf dem Rad zu erhöhen, sind auch die Eltern gefordert. Gemeinsame Übungen zur Fahrradprüfung in der 4. Klasse tragen zu einem positiven Ergebnis bei. Wie bereits erwähnt, sollten Kinder bereits vor dem Fahrradführerschein mit dem Zweirad vertraut sein und sicher damit umgehen können.
In gemeinsamen Ausflugsfahrten können Sie nach dem theoretischen und praktischen Unterricht überprüfen, ob Ihr Kind die Regeln beherrscht und selbstständig anwendet. Denn auch hier gilt: Übung macht den Meister!
Soll Ihr Kind künftig kurze Strecken eigenständig fahren, sollten diese im Vorfeld ausgiebig gemeinsam geübt werden. Vereinbaren Sie gemeinsam konkrete Routen. Achten Sie dabei &8211; genauso wie beim Schulweg &8211; darauf, dass der kürzeste Weg nicht immer auch der sicherste ist.
Auch in die Wartung des Fahrrads sollten Sie Ihr Kind mit einbeziehen. Denn regelmäßige Fahrradchecks tragen zur Sicherheit bei.
Die oberste Regel der Verkehrserziehung: Seien Sie ein gutes Vorbild! Kinder lernen viel von dem Verhalten ihrer Bezugspersonen. Wenn Sie also möchten, dass Ihr Kind einen Helm trägt, gehen Sie mit gutem Beispiel voran.
Wissenskontrolle bei der Fahrradprüfung
Um die schulische Radfahrausbildung abzuschließen, müssen eine theoretische und eine praktische Prüfung absolviert werden. Ziel dieser ist es, den Wissensstand und dessen Anwendung zu überprüfen.
Die theoretische Fahrradprüfung findet in der Schule statt. Durch einen sogenannten Fahrradprüfungsbogen werden Verkehrsregeln und die Bedeutung von Straßenschildern abgefragt. Der Fragebogen umfasst insgesamt 20 Fragen, bei denen die Schüler ihr Wissen unter Beweis stellen müssen.
Für jede Frage gibt es drei Antwortmöglichkeiten, wobei entweder eine, zwei oder sogar alle drei Antworten korrekt sind. Pro Prüfungsbogen können die Kinder maximal 40 Punkte erzielen. Je nach Bundesland gilt die Prüfung ab unterschiedlichen Punktzahlen als bestanden. Üblich sind 20, 30 und 32 Mindestpunkte.
Radfahrprüfung: Welche Fragen sind möglich?
Nachfolgend haben wir für Sie einige Fragen aufgelistet, die so oder ähnlich bei der theoretischen Fahrradprüfung gestellt werden können:
1. Wann sind Sattel und Lenker am Fahrrad richtig eingestellt?
☐ Wenn ich mit einem Fuß den Boden berühren kann, während ich auf dem Sattel sitze.
☐ Wenn ich mit beiden Fußspitzen den Boden berühren kann, während ich auf dem Sattel sitze.
☐ Wenn der Sattel deutlich höher eingestellt ist als der Lenker.
2. Woran kannst du erkennen, dass ein Helm sicher ist?
☐ Er trägt ein Prüfsiegel.
☐ Er drückt nicht, sitzt aber fest.
☐ Er bedeckt das linke Ohr.
3. Du willst in der Dämmerung mit dem Rad fahren und stellst fest, dass dein Rücklicht nicht funktioniert. Was tust du?
☐ Ich fahre trotzdem mit dem Rad, sonst komme ich zu spät nach Hause.
☐ Ich gehe zu Fuß und schiebe notfalls das Fahrrad.
☐ Ich fahre nur auf dem Gehweg, dort ist das Rücklicht nicht so wichtig.
4. Eine Ampel zeigt nur ein gelbes Blinklicht. Was hat dies zu bedeuten?
☐ Hier gilt besondere Vorsicht.
☐ Die Ampel ist defekt. Hier gelten nun die Verkehrszeichen.
☐ Hier gilt nun „Rechts-vor-links'.
5. Wie groß soll der Abstand zwischen zwei Fahrradfahrern mindestens sein?
☐ 1 Radlänge
☐ 3 Radlängen
☐ 5 Radlängen
6. Du möchtest einen Freund besuchen, der nur zwei Straßen weiter wohnt. Was ist vernünftig?
☐ Du bittest deine Mutter dich zu fahren.
☐ Du gehst zu Fuß.
☐ Du fährst mit dem Rad.
7. Welches Bauteil gehört unbedingt an ein verkehrssicheres Rad?
☐ Klingel
☐ Fahrradständer
☐ Gepäckträger
Lösung: 1 (2), 2 (1+2), 3 (2), 4 (1+2), 5 (2), 6 (2+3), 7 (1)
In der praktischen Fahrradprüfung das Können unter Beweis stellen
Die Teilnahme an der praktischen Prüfung setzt ein positives Ergebnis im theoretischen Test voraus. Nur wenn dies der Fall ist, kann die Praxis in der JVS abgeschlossen werden. In der Regel besteht die Prüfung aus zwei Elementen: einer Einzelprüfung und der Prüfung im Klassenverband.
Schüler, die das Radfahren nicht hinreichend beherrschen, werden von der Prüfung ausgeschlossen.
In der Einzelprüfung soll der Schüler demonstrieren, dass er komplexe Handlungsabläufe ausführen kann und dies fehlerfrei. Um realistische Situationen nachzuahmen, befinden sich auch während der Einzelprüfung zwei bis drei Schüler auf dem Prüfungskurs.
Neben dem korrekten Passieren von Hindernissen, muss der Prüfling auf dem Parcours beweisen, dass er die Bedeutung der verschiedenen Verkehrszeichen kennt und deren Anweisungen befolgen kann.
Bei der Prüfung im Klassenverband sind die Schüler gefordert, die sich ständig verändernden Situationen korrekt einzuschätzen und zu meistern. Es wird sowohl das Reaktionsvermögen als auch das vorausschauende Fahren kontrolliert.
Meist können die Kinder bei der Prüfung im Klassenverband die zu befahrende Strecke selbst wählen. Während der mindestens 10 bis 15 Minuten währenden Prüfung, beobachtet der Polizeibeamte die Fahrweise der Schüler und bewertet gegebenenfalls Verkehrsverstöße.
Verkehrsverstöße werden dabei, abhängig vom Schwierigkeits- und Gefährdungsgrad, mit ein bis drei Fehlerpunkten sanktioniert. Bleibt der Prüfling unter zehn Fehlerpunkten, gilt die praktische Fahrradprüfung als bestanden.
Besteht ein Schüler die praktische Prüfung nicht oder ist an diesem Termin erkrankt, kann diese ohne die Klasse wiederholt werden.
Nach der Fahrradprüfung
Auch wenn die Schüler nach dem erfolgreichen Abschluss der Fahrradprüfung eine Art Fahrradführerschein erhalten, bedeutet dies nicht, dass Ihr Kind nun schon jeder Herausforderung im Straßenverkehr gewachsen ist.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass auch nach der schulischen Radfahrausbildung weiterhin der Umgang mit dem Fahrrad geübt wird. Gemeinsame Radtouren sind dafür besonders geeignet, denn dabei können Sie erkennen, wo möglicherweise noch Defizite bestehen und gezielt trainieren.
Über den Autor
Der Fachanwalt für Verkehrsrecht Murat Kilinc ist dank seines Expertenwissens dazu in der Lage, die Leser von bussgeldkatalog.org umfassend über Themen rund um den Verkehr - wie etwa das Verkehrszivilrecht sowie das Verkerhrsstrafrecht - aufzuklären. Sein Studium absolvierte er an der Universität Bremen. Sein Referendariat führte den heutigen Geschäftsführer der rightmart Verden Rechtsanwalts GmbH an das OLG Celle sowie in den Landgerichtsbezirk Verden.
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